Sonntagsausflug mit dem Motorradl

Habt Ihr graue Wolken, Kälte und dicken Winterklamotten ebenso satt wie ich? Ich kann es kaum erwarten, dass der Frühling endlich richtig einzieht. Endlich wird es wieder wärmer, und man hat so richtig Lust, raus zu gehen, sich aufs Motorradl zu schwingen und die Gegend zu erkunden. Genau das haben wir letzten Sonntag gemacht und dabei wieder einmal eine neue Ecke Heimat entdeckt. Ein Sonntag wie aus dem Bilderbuch Frühlingsduft, kleine Singvögel, die mit Nestbaumaterial durch die Luft sausen, und das Summen der Bienen. Der letzte Sonntag war der Inbegriff von Frühlingserwachen. Gerade richtig, um am Nachmittag zusammen mit meinem Freund eine Runde auf dem Motorrad zu drehen. Und so sind wir losgezogen, durch die sonnigen Felder und die schönen kleinen Dörfer hier in der Gegend. In einem idyllischen kleinen Dorf legten wir eine Rast ein, um uns ein bisschen umzusehen: Kleine Sträßchen, schöne alte Häuser und ein uriges altes Schaufenster, in dem Dinge aus den Jahren 1940-1970 ausliegen. Eine bunte Mischung aus alten Kalendern, Werbeschildern, Sterbebildchen, alten Zeitungen und vielem mehr. Vom Deckblatt einer alten Zeitung blickt mich J.F. Kennedy an, von der Decke hängt ein Getreidesack aus dem Jahre 1890, die Wände sind mit gerahmten Bildern von Land und Leuten verziert. Eine absolut faszinierende Mischung - besonders die Ecke mit den Zündapp-Werbetafeln. Das ich eine Schwäche für Vintage und Nostalgie habe, wisst Ihr ja. Und so konnte ich nicht widerstehen: Obwohl mein Freund protestierte und meinte, es sei doch Sonntag, musste ich einfach die kleine Klingel aus vergangenen Zeiten drücken... Kein Kramerlon (Kramerladen)  - sondern etwas ganz anderes. Wir hörten Schritte und die Inhaberin öffnete die Türe: Klein, zierlich und mit weißen Haaren sah sie genau so aus, wie ich mir den Besitzer des Schaufensters vorgestellt hatte. Verunsichert schaute sie uns in unserer Motorradkluft an. Ob sie sich wohl gefragt hat, ob wir de Ableger vom Reiba Gneissl san? Auf alle Fälle beeilte ich mich, ihr zu versichern, dass dem nicht so sei, sondern dass wir ihr wunderschönes Schaufenster bewundert haben. Ich fragte, ob wir eine Führung haben können. Und obwohl sie verneinte, hatte ich das Gefühl, dass sie sich unheimlich über unser Interesse freute. Sie erzählte uns, dass das Schaufenster mit all den wunderbaren Dingen darin ein Memorial für ihren verstorbenen Mann sei. Er war ein leidenschaftlicher Sammler alter, interessanter und schöner Dinge. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Es tat mir Leid, dass ihr Mann verstorben ist. Nach ein paar freundlichen Worten fuhren wir weiter. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie viele Facetten Land und Leute hier haben und die Begegnung mit der freundlichen alten Dame geht mir gar nicht mehr aus dem Kopf. Was für eine liebevolle Idee, mit diesem Fenster an den verstorbenen Mann zu erinnern. Wie viel Herzblut sie da hinein gesteckt haben muss - absolut inspirierend und herzerwärmend! Was meint Ihr?


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